Der kolumbianische Kaffeeprozess – Von der Saat bis zur Tasse

In diesem Blog erfahren Sie die ganze Reise einer kolumbianischen Kaffeebohne, bis sie in Ihrer Tasse landet. Sie können verfolgen, wie die Kaffeeproduktion im drittgrößten Kaffeeproduktionsland der Welt funktioniert.

Schritt 1: Kaffeeanbau in Kolumbien

Der Prozess des Kaffeeanbaus ist von Faktoren wie der angebauten Kaffeesorte, der Größe des Grundstücks, dem Grad der Sonneneinstrahlung, dem Boden und anderen Faktoren abhängig.

Kaffeeplantagen in Kolumbien befinden sich in der Regel an steilen Hängen, zusammen mit anderen größeren Pflanzen, die Schatten und Wasser spenden. So zum Beispiel Bananenstauden. Sobald der Kaffeesamen gepflanzt ist und die Staude blüht, werden die Kaffeekirschen, die charakteristischen roten Früchte der Pflanze, geboren.

Auswahl der Samen und ihrer Sorte

Der Auswahlprozess von Kaffeesamen für die Anpflanzung ist recht interessant. Es gibt zwei Möglichkeiten:

  1. Das Saatgut für die künftige Bepflanzung wird von den bestehenden Bäumen mit den besten Früchten gewonnen, um Saatgut mit den gleichen Eigenschaften zu erhalten.
  2. Einkauf von zertifiziertem Saatgut.

Anbauzeit

Die kolumbianische Kaffeeernte findet das ganze Jahr über statt, jedoch mit zwei Haupterntezeiten, welche jeweils in die Regenzeit fallen. Je nach Region sind die Regenzeiten und somit die Haupterntezeiten jedoch unterschiedlich.

  1. Nördliche Zone: Beginnt im März und endet zwischen Oktober und November.
  2. Zentrale Nord- und zentrale Südzone: Kann zwischen März und Mai oder zwischen September und November sein.
  3. Südliche Zone: Beginnt im Oktober und endet im Juni.
  4. Östliche Zone: Beginnt im März und endet im November.

Keimgeräte

Sobald die Samen ausgewählt sind, werden diese in Keimgeräten gezogen. Dies dauert rund 2 Monate, wobei diese Zeit variieren kann. Die Keimgeräte stehen in der Regel an einem speziellen Ort für die Aufzucht und nicht dort, wo sie später gepflanzt werden. Dies spart Platz. Vielfach werden dafür Flächen mit sauberem Flusssand verwendet. Die Samen sollen Wurzeln schlagen und die ersten beiden Blätter entwickeln, dabei werden die Keimlinge ständig bewässert. 

Saatbeet

Nach den ersten zwei Monaten ist die Pflanze für das nächste Stadium bereit. Das Ziel dieser Phase ist, die Pflanzen auszuwählen, denn nicht alle Keimlinge werden verwendet. Die nun kleinen Pflanzen werden in Säcken gepflanzt, die mit einer Mischung aus Erde und zersetztem Kaffeebrei, der als Dünger dient, gefüllt sind. Diese Phase dauert etwa 6 Monate. Danach sind die Kaffeepflanzen bereit, um an den endgültigen Ort verpflanzt zu werden.

In den Keimgeräten und in den Saatbeeten müssen die Kaffeesamen unter ganz bestimmten Bedingungen von Schatten, Feuchtigkeit und Nährstoffen gehalten werden. Dadurch werden die Keimung und die Keimlingsentwicklung sichergestellt.

Vorbereitung des Bodens und Bepflanzung

Die Vorbereitung des Bodens und die Verteilung der Pflanzen sind sehr wichtig, um den Kaffeeanbau fortzusetzen. Je nach Kaffeesorte verfügen die Kaffeebauern über unterschiedliche Techniken, um das Land optimal zu nutzen und in bergigen Gegenden die größte Anzahl von Pflanzen anzubauen und gleichzeitig den Abstand sicherzustellen. Es ist auch sehr wichtig zu definieren, ob der Anbau offen oder schattig sein wird.

Eine der am häufigsten angewendeten Techniken ist die Verteilung des Ernteguts in Einzel- oder Doppelreihen. Außerdem wird bei Kulturen in Hanglagen von weniger als 5% Neigung die Kultur in einem Quadrat oder Dreieck angeordnet. Dies sind die gängigsten Methoden um die bestehende Fläche optimal auszunutzen.

Nach Angaben der Federación de Cafeteros werden nur 20% des kolumbianischen Kaffees unter direkter Sonneneinstrahlung angebaut. Der Rest des Anbaus erfolgt im Schatten von Pflanzen wie Bananen oder Guamo, die den Kaffee perfekt vor starken Regenfällen schützen und außerdem organische Stoffe für den Boden liefern. Zusätzlich verfügen die Kaffeebauern während dieses Prozesses über Praktiken zur Düngung und Schädlingsbekämpfung, damit das Endergebnis den Erwartungen entspricht.

Es gibt drei Beschattungsoptionen

  • Offen oder Sonne
  • Schatten
  • Halbschatten

Dies wird in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen des Grundstücks, der Bodenart und dem Gefälle entschieden. Kaffeepflanzen benötigen einen schattigen Anbau, wenn es wenig Niederschlag gibt, das Klima zu heiß ist und der Standort über 2.000 Meter Höhe liegt.

Die Kaffeebauern entscheiden ebenfalls, ob die Beschattung temporär oder permanent sein soll. Eine temporäre Beschattung wird jeweils nur in den jungen Jahren der Pflanzen angewendet, damit sich diese gut entwickeln können.

Schritt 2: Ernten oder Pflücken der Kaffeekirschen

In Kolumbien ist das Pflücken von Kaffee ein mühsamer Prozess für die Kaffeebauern. Sie sind dafür zuständig und bekannt, nur die Bohnen zu pflücken, die perfekt reif sind. Aus diesem Grund unterscheidet sich der kolumbianische Kaffee von anderen Kaffeesorten, da seine Ernte sehr selektiv ist.

Dieser Prozess beginnt, sobald die Kirschen reif sind, d.h. eine rote oder gelbe Farbe haben. Zu diesem Zeitpunkt sind die Bauern beim Pflücken sehr vorsichtig, um keine grünen Bohnen abzulesen, da diese den Geschmack des Kaffees zum Schlechten verändern und den Rest der Produktion schädigen.

Diese manuelle Pflückung ist der beste Weg, um die besten kolumbianischen Kaffeebohnen zu erhalten und um einen ausgewählten Kaffee von höchster Qualität zu haben.

Bei den industrielleren und produktiveren Sorten, die nicht im Schatten angebaut werden, muss man für ein Pfund Kaffee ein Jahr auf die Früchte eines ganzen Baumes warten. Bei den selektiveren und weniger produktiven Sorten, die im Schatten wachsen, ist es notwendig, ein Jahr auf die Früchte von fast zwei Bäumen zu warten.

Aus diesem Grund sprechen wir von Kaffee als Kunst. Denn hinter dem Genuss von einem Pfund gemahlenen Kaffee, steckt ein umfassender Prozess und viel Erfahrung, was dem Endverbraucher oft unbekannt ist.

Schritt 3: Kaffeeverarbeitung

Der Kaffeeprozess, der nach der Ernte folgt, besteht aus drei Phasen. Die Aufbereitung, das Waschen und Trocknen.

1. Die Aufbereitung

In vielen kolumbianischen Kaffeefarmen wird eine Trommelmaschine für den Schälprozess verwendet.

Die Funktion dieser Maschine ist es, das Fruchtfleisch von den Kernen zu trennen, die sich in jeder roten Frucht befinden. Das heißt, in diesem Teil des Prozesses ist es notwendig, die Kaffeebohne, von denen es zwei pro Frucht gibt und die als Samen bezeichnet werden, aus der roten Schale zu extrahieren, die im ersten Schritt des Anbaus verworfen und als Dünger verwendet wird.

Das Kaffeefruchtfleisch macht etwa 40 % des Gewichts der Kirsche aus. Es ist eine biologisch abbaubare Komponente mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt und vielen Proteinen, Mineralien und Kohlenhydraten.

2. Waschen

Diese Bohnen sind noch mit einer pergamentartigen Schicht umhüllt, zusammen mit einer gallertartigen Umhüllung, die das Kaffee-Pergament bedeckt. Nun werden sie für den Waschvorgang ca. einen Tag lang in kaltes Wasser getaucht.

Dieser Schritt ist wichtig, da einige Bohnen, die zu reif sind oder sich in keinem guten Zustand befinden und deshalb an der Oberfläche schwimmen, erneut selektiert werden. Außerdem wird in diesem Schritt die gallertartige Schicht, die die Pergamenthülle des Kaffees bedeckt, entfernt. Diese Schicht wird als Schleim bezeichnet. Wenn sie einige Stunden mit Wasser in Berührung kommt, wird sie im Wasser aufgelöst, so dass um die Bohne nur noch die Pergamentschicht übrig bleibt.

Obwohl dieser Schritt scheinbar nur dazu dient, den Kaffee zu waschen, treten die Samen in einen Fermentationsprozess ein. Dieser Schritt ist äußerst wichtig, da er die Qualität des Aromas beeinflusst, das der Kaffee in der Tasse haben wird.

Sie fragen sich vielleicht, was Schleimstoffe sind. Es ist eine organische Verbindung, die aus der Kaffeebohne entsteht und in vielen anderen Lebensmitteln zu finden ist. Es ist eine Art von Ballaststoff, der löslich ist.

3. Trocknen

Sobald die Bohnen gewaschen und frei von Verunreinigungen sind, wird der Trocknungsprozess fortgesetzt.

Das Ziel dieses Schrittes ist, dass alle Kaffeebohnen gleichmäßig trocknen. Deshalb sollte der Kaffee auf einer ebenen Fläche mit einer Schicht von nicht mehr als 3 cm dick ausgebreitet werden. Die Ernte wird dann circa 30 Stunden lang der Sonne ausgesetzt.

Es ist wichtig, die Bohnen mehrmals am Tag zu wenden, damit diese von allen Seiten sehr gut trocknen können.

4. Qualitätskontrolle

Nachdem die Bohnen vom Rest der Frucht getrennt, gewaschen und getrocknet wurden, werden sie einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. Jede Kaffeefarm hat Qualitätsstandards, die sicherstellen, dass der kolumbianische Kaffee zu den besten der Welt gehört.

Zusätzlich führt die Federación Nacional de Cafeteros de Colombia Qualitätskontrollen in den Kaffeefarmen durch. Sie sendet ebenfalls Inspektoren zu den Farmen, um zu prüfen, ob die hygienischen Bedingungen eingehalten werden und ob die Verarbeitung des Kaffees korrekt ist.

Dies ist mitunter ein weiterer Grund, weshalb in Kolumbien der beste Kaffee der Welt produziert wird.

Schritt 4: Dreschen des Kaffees

Das Dreschen von Kaffee ist einer der letzten Schritte, um die Kaffeebohnen für den Markt vorzubereiten.

In diesem Schritt wird das Pergament von der gelb gefärbten Schale des Kaffees entfernt und dabei wird der Kaffee als Pergamentkaffee bezeichnet. Mittels eines Reibungsverfahrens wird diese Schale vom Kaffee entfernt, so dass der Rohkaffee zum Rösten bereit ist.

Nach diesem Prozessschritt sind die Kaffeebauern für eine weitere Selektion zuständig. Die Selektion  richtet sich nach der Größe der Kaffeebohnen, die mit verschiedenen Sieben sortiert werden:

Schritt 5: Röstung des Kaffees

Das Rösten des Kaffees ist einer der Schritte, die grundlegend für den Geschmack, das Aroma und den Körper des Kaffees in der Tasse sind. Bis zu diesem Punkt wird der Kaffee noch als Samen betrachtet. Nach dem Röstprozess werden diese jedoch als Lebensmittel klassifiziert. Deshalb ist von diesem Zeitpunkt an die Zeit bis zum Konsum entscheidend, damit das Produkt nicht wertvolle Eigenschaften verliert.

Dies ist mitunter ein Grund, warum der Röstprozess so spät wie möglich stattfindet. Der exportierte Kaffee ist daher vielfach noch ungeröstet. Einige Verkaufsgeschäfte rösten sogar vor Ort.

Der Grad der Röstung kann je nach den gewünschten Eigenschaften des Kaffees variieren. Kolumbianischer Kaffee ist bekannt für seinen milden Geschmack. Er besitzt einen geringen Säuregehalt, was ebenfalls von einer empfohlenen mittleren Röstung herrührt. In anderen Teilen der Welt bevorzugt man eine stärkere Röstung, für einen höheren Säuregehalt und einen niedrigeren Koffeingehalt.

Die Röstung erfolgt langsam. Während des Röstprozesses gewinnen die Bohnen an Größe und verlieren mehr Feuchtigkeit. Hier verliert der Kaffee 12 bis 20% seines Gewichts. Außerdem verliert Kaffee Koffein, je länger er erhitzt wird. Die Bohnen nehmen eine dunkelbraune Farbe an, die den Röstgrad angibt.

Der Röstvorgang kann variieren, je nachdem, ob es sich um einen industriellen oder einen traditionellen Röstprozess handelt. Die Erfahrung des Röstmeisters ist hier entscheidend, damit die entsprechenden Bohnen die idealen Eigenschaften punkto Geschmack, Aroma und Körper erhalten.

Sobald der Kaffee geröstet ist, durchläuft er noch einen Kühlprozess, damit er vermarktungsfähig ist.

Schritt 6: Mahlen des Kaffees

Viele Konsumenten ziehen es vor, bereits gerösteten und gemahlenen Kaffee zu kaufen. Wissentlich oder unwissentlich nimmt man dabei einen gewissen Qualitätsverlust in Kauf.

Die Mahlung ist ebenfalls ein sehr wichtiger Schritt, weil der Mahlgrad je nach Zubereitungsmethode unterschiedlich sein sollte. Aus diesem Grund ziehen es einige Verbraucher vor, den Prozess zu Hause mit manuellen oder elektrischen Mühlen durchzuführen, um diesen Mahlgrad selber einstellen zu können.

Schritt 7: Vorbereitung

Der ersehnte Schritt, um eine Tasse Kaffee mit vielen Aromen, einem niedrigen Säuregehalt und dem perfekten Körper des kolumbianischen Kaffees zu genießen.

Die gängigsten Kaffees sind Americano, Espresso, Latte, Cappuccino und Cold Brew Coffee. Es gibt jedoch unendlich viele Möglichkeiten der Kaffeezubereitung.

Fazit

Der kolumbianische Kaffee ist Teil unseres täglichen Lebens, unserer Kultur, unserer Wirtschaft und unserer Lebensweise. Kolumbien ist ein Synonym für Kaffee. Und wenn man ein wenig mehr über die großartige Arbeit der Kaffeebauern weiß, verliebt man sich noch mehr in dieses Saatgut.

Mit der Moderne und der Entwicklung neuer nachhaltiger Praktiken haben die Kaffeebauern die Verantwortung für die besten Prozesse in jedem Schritt übernommen, um ihren Verbrauchern einen Kaffee von hervorragender Qualität zu bieten und zusätzlich mehr wirtschaftliche Vorteile zu erlangen.