Zirkuläre Kaffeewirtschaft – Die Zukunft der Kaffeebranche

Bei der weltweiten Kaffeeproduktion fallen jährlich schätzungsweise mehr als 20 Millionen Tonnen organischer und nicht organischer Abfall an.

Zwar wird heute ein Teil dieser Abfälle recycelt, doch der größte Teil landet auf Mülldeponien oder in Flüssen und Meeren. Der Grad der Nachhaltigkeit kann dabei als tief eingestuft werden.

Immer mehr Unternehmen implementieren jedoch Prozesse zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft. Durch Recycling, Wiederverwendung und Verringerung der anfallenden Abfälle steigt dadurch auch die Nachhaltigkeit.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Nach dem Konzept der Kreislaufwirtschaft werden Ressourcen so lange wie möglich genutzt, denn die Kreislaufwirtschaft ist ein System mit geschlossenem Kreislauf. Es zielt darauf ab, Abfälle zu reduzieren, die Ressourcenproduktivität zu erhöhen und die Umweltauswirkungen von Produktion und Verbrauch zu verringern. Im Gegensatz dazu, werden in der linearen Wirtschaft Produkte hergestellt, verbraucht und dann entsorgt.

Obwohl das Konzept der Kreislaufwirtschaft bereits seit den 1970er Jahren bekannt ist, hat es erst in jüngster Zeit an Popularität gewonnen. Dies vor allem dank der Arbeit der Ellen MacArthur Foundation (EMF).

Die Stiftung definiert die Kreislaufwirtschaft als “restaurativ und regenerativ”. Das Ziel ist, von dem konventionellen “Take-Make-Waste”-Ansatz wegzukommen, der die natürlichen Ressourcen des Planeten ausbeutet und die Umwelt belastet.

Die Stiftung fügt hinzu, dass das Verständnis des Ressourcenmanagements, der Herstellung und Wiederverwendung von Produkten und der Handhabung nach der Produktion notwendige Schritte sind, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen.

Kaffee und die Kreislaufwirtschaft

Mit der wachsenden Zahl von Coffeeshops auf der ganzen Welt hat auch der damit verbundene Abfall zugenommen. Dies führt zu hohen Entsorgungskosten sowie zu Millionen von Tonnen CO2 und Methan.

In geringem Umfang können auch wir als Verbraucher Kaffeeabfälle wiederverwenden und so zur Verringerung der Umweltbelastung beitragen.

Kreislaufwirtschaft auf Kaffeefarmen

Kaffeepulpe, organische Rückstände aus dem Anbau und anderen Feldaktivitäten sowie Abwässer aus der Kaffeeverarbeitung haben ein großes Potenzial für die Wiederverwendung.

Bei effizientem Einsatz können diese Rückstände die Produktivität der Kaffeefarmen verbessern und dazu beitragen, den Einsatz von Agrochemikalien zu verringern. Dieser Einsatz kann auch den Schutz der natürlichen Ressourcen unterstützen und sich günstig auf den Kohlenstoffkreislauf auswirken. Letztlich kann eine ordnungsgemäße Abfallbewirtschaftung den Kaffeebauernfamilien und ihren Kooperativen neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

So ist es beispielsweise möglich, Kaffeekirschen im Nassverfahren zu fermentieren. Bei dieser Methode entstehen verschiedene Rückstände wie Fruchtfleisch, Pergament und Wasser, in welchem die Beeren vergoren wurden. Diese Nebenerzeugnisse enthalten auch wichtige Pflanzennährstoffe in hoher Konzentration.

Um jedoch sein volles Potenzial, beispielsweise als Düngemittel, zu nutzen, sind weitere Prozessschritte nötig. Es ist zwar möglich, das organische Material einfach verrotten zu lassen, aber durch den Einsatz spezieller Bakterien lassen sich bessere Ergebnisse erzielen.

Für die Verarbeitung dieser verschiedenen organischen Abfälle gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:

  • Kompostierung,
  • Karbonisierung und
  • Co-Kompostierung.

Es ist wichtig zu wissen, dass alle drei Recyclingverfahren kombiniert und sowohl im handwerklichen als auch im industriellen Maßstab angewendet werden können. So können die Prozesse je nach Herkunft der Nebenprodukte und deren Verwendungszweck optimiert werden.

Kompostierung von Kaffeeabfällen

In Verbindung mit Sauerstoff findet ein biologischer Prozess statt, der Kompostierung genannt wird. Dabei handelt es sich um die Umwandlung organischer Abfälle in eine homogene Substanz, die von den Pflanzen aufgenommen werden kann und durch die richtige Feuchtigkeit und Temperatur gewährleistet wird.

Die Kompostierung ist also der Höhepunkt mehrerer komplizierter Stoffwechselreaktionen, die von verschiedenen Mikroorganismen durchgeführt werden, die in Gegenwart von Sauerstoff den vorhandenen Stickstoff und Kohlenstoff zur Bildung ihrer eigenen Biomasse nutzen. Darüber hinaus erzeugen die Mikroben während dieses Prozesses Wärme und Kompost, ein festes Substrat mit einem geringeren Stickstoff- und Kohlenstoffgehalt als andere Substratarten.

Karbonisierung von Kaffeeabfällen

Rückstände aus der Kaffeezubereitung können thermischen und thermochemischen Verfahren wie Pyrolyse und Vergasung unterzogen werden. Dabei wird aus Biomasse Biokohle hergestellt. Dies kann die Interaktion zwischen Boden, Pflanzen und Mikroorganismen sowie die Fähigkeit des Bodens, aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften seiner porösen Beschaffenheit Wasser zu speichern, verbessern.

Ko-Kompostierung von Kaffeeabfällen

Die als Co-Kompostierung bezeichnete Verarbeitungsmethode beruht darauf, dass die gemischten Materialien in Verbindung mit Sauerstoff abgebaut werden. Durch die Nutzung des organischen Kohlenstoffs, der in den für die Ko-Kompostierung zugeführten biologisch abbaubaren organischen Feststoffabfällen enthalten ist, wird ein sehr aktiver Zersetzungsprozess zusammen mit einer Erhöhung der Temperatur erreicht. Dadurch werden die in der Biomasse vorhandenen Krankheitserreger reduziert und die Kompostierbarkeit verbessert.

Die Co-Kompostierung kann in offener oder geschlossener Form durchgeführt werden. Bei der offenen Kompostierung wird das gemischte Material in Haufen, den so genannten Schwaden, aufgeschichtet und verrotten gelassen. Das Material in den Stapeln muss häufig gewendet werden, damit Sauerstoff eindringen kann und sichergestellt ist, dass alle Teile des Stapels der gleichen Behandlung durch die dabei entstehende Wärme ausgesetzt werden, was zur Zerstörung von Krankheitserregern beiträgt.

Bei der geschlossenen Kompostierung handelt es sich um einen komplexeren Prozess, der in einer geschlossenen Kammer stattfindet und eine Kontrolle der Feuchtigkeit und der Luftzufuhr sowie eine mechanische Durchmischung erfordert.

Wie trägt eine nachhaltige Verpackung zur Kreislaufwirtschaft bei?

Produktverpackungen sind in mehreren Sektoren die Hauptursache für Abfall. Studien zufolge besteht bis zu einem Fünftel des Kaffeeabfalls aus Verpackungen.

Einer der Gründe dafür ist die Vorherrschaft von Einwegplastik gegenüber nachhaltigen Alternativen. Preiswert, zuverlässig und leicht zu produzieren, ist Kunststoff seit langem das Material der Wahl für Verpackungen aller Art, von Lebensmitteln bis hin zu medizinischen Geräten.

Doch die Besorgnis über die geringen Recyclingraten von Kunststoffen und die Auswirkungen seiner Entsorgung auf die Umwelt haben die Regierungen veranlasst, zunehmend Verbote für Einwegkunststoffe zu erlassen. Rund 170 Länder haben sich bereits verpflichtet, die Verwendung von Kunststoffen bis 2030 deutlich zu reduzieren.

Die Umstellung auf nachhaltige Verpackungsmaterialien, wie z. B. Kraftpapier, ist jedoch nur ein Schritt auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Um ein möglichst nachhaltiges Nutzenversprechen zu gewährleisten, müssen die Marken auch Informationen über die ordnungsgemäße Entsorgung der leeren Verpackungen enthalten.

Von der Bohne bis zur Tonne und darüber hinaus

Die British Coffee Association (BCA) hat ein Buch mit dem Titel “Bean to Bin and Beyond” (Von der Bohne bis zur Tonne und darüber hinaus) veröffentlicht, in dem die Fortschritte, Hindernisse und Möglichkeiten für die Integration einer vollständigen Kreislaufwirtschaft in der britischen Kaffeeindustrie beschrieben werden. Mit dem Ziel, die erste Branche zu werden, die eine vollständig kreislauforientierte Lieferkette in Großbritannien erreicht, legt der Bericht einen klaren Rahmen fest, der den BCA-Mitgliedern und der gesamten Branche helfen soll, dieses Ziel zu erreichen.

„Bean to Bin and Beyond” enthält sieben Ziele, die der Kaffeeindustrie den Weg zur Verwirklichung der wichtigsten Grundsätze der Kreislaufwirtschaft ebnen sollen. Dies steht im Einklang mit dem 25-Jahres-Umweltplan der Regierung, in dem die Vision des Vereinigten Königreichs zur Verringerung von Abfällen und Umweltauswirkungen dargelegt ist.

Die Ziele des BCA für die Kaffeewirtschaft lauten wie folgt.

  1. Null Verpackungsmüll bis 2025. Ziel ist es, bei allen Produkten auf 100 % recycelbare oder wiederverwendbare Verpackungen umzusteigen.
  • Unterstützung des BCA, um die britische Regierung zu ermutigen, die Investitionen in Recycling- und Abfallbewirtschaftungsinfrastrukturen zu erhöhen, einschließlich Investitionen in Kompostieranlagen und verbesserte Abfallsammelinfrastrukturen in lokalen Behörden und Haushalten.
  • Verantwortungsvolle Beschaffung aller Verpackungsmaterialien, einschließlich Kunststoff, Papier, Pappe und Aluminium, durch Verbesserung der Transparenz in der Lieferkette, Rückverfolgbarkeit und Investitionen in Technologien, welche die Abfallmenge auf Deponien reduzieren.
  • Britische Kaffeeunternehmen sollen Lebenszyklusanalysen ihrer Lieferketten durchführen, um Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung, zur Abfallvermeidung und zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft zu ermitteln.
  • Engagement der Industrie zur Entwicklung von Initiativen, die den Verbrauchern helfen zu verstehen, wie und wo gebrauchte Kaffeeprodukte und -materialien recycelt werden können, einschließlich Aufklärung durch Beispiele für bewährte Verfahren und Empfehlungen.
  • In den Lieferketten, sowohl im Vereinigten Königreich als auch weltweit, sollten die Unternehmen versuchen, den Kohlenstoffverbrauch durch den Verkehr zu minimieren und die Einführung umweltfreundlicher Technologien in ihren Verkehrsnetzen voranzutreiben.
  • Förderung der Anwendung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft in den Produktions- und Verarbeitungsstufen an der Quelle.

Schlussfolgerung

Alle Akteure in der Kaffeelieferkette müssen zusammenarbeiten, um Abfälle zu minimieren und sicherzustellen, dass die Produkte kontinuierlich genutzt werden können.

Vor diesem Hintergrund kann man sich vorstellen, dass ein umfassendes, aus praktischen Erfahrungen abgeleitetes Handbuch zur Abfallbewirtschaftung in der Kaffeeproduktion ein wirkungsvolles Instrument für alle in der Branche auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in diesem Sektor werden kann.